Gleichberechtigung & Frauenrechte

Amadeus, warum bist du so männlich?

Langsam wird er erwachsen, der Amadeus Austrian Music Award. Viel dazugelernt hat er aber noch nicht. Zumindest was die Sichtbarmachung von weiblichen Künstler*innen betrifft. In den letzten Jahren wurde dazu immer wieder Kritik laut. Und dennoch: Auch beim 20. Jubiläum des wichtigsten Musik-Awards in Österreich dominieren Männer die Liste der nominierten Künstler*innen. Ganze 69 Prozent der insgesamt 65 nominierten Künstler*innen und Bands sind männlich, nur 12 Prozent weiblich. Bei den restlichen 18 Prozent handelt es sich um Bands und Kollaborationen, bestehend aus Frauen und Männern. Mehr Geschlechter sucht man auf der Nominiertenliste vergeblich, Wurst aka Tom Neuwirth haben wir – seiner Selbstzuschreibung nach Conchita Wurst entsprechend – zu den Männern gezählt.

Nominees Amadeus Austrian Music Award 2020, Prozentangaben abgerundet. |
Credits: Valentine Auer

„Wir sind nur ein kleiner Bruchteil der Musikerinnen, die es hier in diesem Land gibt. Wir sind vielseitig. Wir sind unterschiedlich und vor allem sind wir da. Man kann uns nicht übersehen. Girls just wanna have fundamental rights. Also brechen wir aus alten Mustern aus, schauen wir uns um, wechseln wir die Perspektive. Wir sind da, wir sind solidarisch und wir sind viele.“ Mit diesen Worten überraschte die Rapperin Yasmin Hafedh aka Yasmo bereits 2018 das Publikum bei der Amadeus-Preisverleihung, nachdem sie mehr als 20 Künstlerinnen auf die Bühne geholt und namentlich genannt hat. Ihre Forderung: Mehr Sichtbarkeit für Frauen im Musikbusiness, gleiche Rechte und gleiche Bezahlung – wie sie auch im Song „Girls just wanna have fun“ klarmachte. Zumindest langsam scheint sich was zu tun. Damals waren noch ganze 79 Prozent der Nominierten ohne weibliche Beteiligung, 2019 waren es 75 Prozent. Gleichzeitig war der Anteil der weiblichen Künstlerinnen 2019 mit 14 Prozent noch etwas höher als 2020. Heuer haben vor allem die Bands, bestehend aus Frauen und Männern, zugenommen.  Dazu zählen zum Beispiel auch Yasmo & die Klangkantine, die in zwei Kategorien (Songwriter des Jahres und FM4 Award) nominiert sind.

Damit die Sichtbarkeit von Frauen in der Musikwelt stärker wird, könnt auch ihr mithelfen: Schaut euch die Amadeus-Nominierten an, hört euch die Musik an und votet für die wenigen Frauen, wenn euch die Musik gefällt. Damit zumindest unter den Preisträger*innen mehr Frauen zu finden sind. Bis 13. März kann einmal wöchentlich hier abgestimmt werden: https://www.amadeusawards.at/#nominees_2020

Aber auch abseits vom Amadeus Award könnt ihr euch einbringen: Macht euch bei Festivals oder anderen Veranstaltungen bewusst, wie vielen Frauen, wie vielen Männer, eine Bühne gegeben wird. Äußert notfalls Kritik an den Veranstalter*innen und redet mit euren Freund*innen, euren Bekannten, eurer Familie über die Schieflage. So schaffen wir gemeinsam ein Bewusstsein – und der Amadeus Award schafft es vielleicht beim nächsten Mal ebenfalls aus alten Mustern auszubrechen.

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