Demokratie & Bürgerrechte

Aufstehen, Aufstand, Anstand

Mal ganz ehrlich, mit Liedern ist das immer so eine Sache: den einen Song liebt, den anderen hasst man, den einen Song dreht man leiser, den anderen ab. Eigentlich ganz einfach. Songs im Auto, Songs im Öffi, Songs alleine und Songs zu zweit. Unerschöpflich scheint also das Meer an Möglichkeiten, in welchen Situationen wir welche Musiken bevorzugen.

Dann gibt es aber auch immer genau dieses eine Lied, das einen irgendwie besser versteht, das einen irgendwie anders trägt als Andere. Dieses Lied knüpft dann genau dort an, wo andere Songs keinen Rat mehr haben, wo selbst der Blick des besten Freundes trübe wird.

Songs überdauern Generationen
 

Der Protestsong ist vielleicht genau so eine Kategorie an Liedgut, in dem man sich im Song verstanden und im Gefühl bestätigt fühlt. Diese Songs thematisieren soziale, wie politische Misstände und handeln zum Beispiel unerschrocken von gnadenlosen Berichten über Fremdenfeindlichkeit und knallharten Tiraden gegen Ungerechtigkeit, die Wut auf’s System bis hin zu feministischen Themen, wie Forderungen nach Gleichberechtigung.

Die besten Protestsongs beschäftigen sich aber nicht nur mit den Fragen ihrer Zeit, sondern überdauern Generationen und werden zu zeitlosen politischen Statements. Songs für die Straße, Songs für den Aufstand, Songs für’s Entgegenwirken.

Der Protest als Herzensangelegenheit

Und genau diese Musikstücke sind es dann, die uns bestärken und in ihrer oft kurzen Dauer anspornen unsere Stimmen zu erheben, Plakate anzufertigen, auf die Straße zu gehen. Genau diese Songs sind es, die uns Mut machen. Egal ob Rio Reisers „Macht kaputt, was euch kaputt macht“, „Sunday Bloody Sunday“ von U2 oder „Killing in the Name“ von Rage Against The Machine – der Protestsong hat einen festen Platz im Stammbaum der Popmusik und einen festen Platz in vieler unserer Herzen.

Hier nun vier großartige Songs über Debatten, Protest und Kampf:

Nina Simone “Missisippi Goddam” (1963)

Geschrieben im Jahr 1963 behandelt der Song die Ermordung des Menschenrechts-Aktivisten Medgar Evers. Der Song versucht ein für alle mal den Rassismus im Süden Amerikas zu verbannen. Mehr als 45 Jahre später leider erneut ein brandaktuelles Thema.

“Oh but this whole country is full of lies. You’re all gonna die and die like flies. I don’t trust you any more.” Und Nina Simone weiß ganz genau was sie will: “You don’t have to live next to me/Just give me my equality.”

 
M.I.A. “Paperplanes

Als Tocher einer tamilischen Aktivistin weiß M.I.A., über was sie singt. In “Paperplanes” thematisiert sie, wie es sich für einen Flüchtling anfühlen muss in einem superkapitalistischen Land wie den USA zu leben. 2007 ebenso aktuell wie es das heute ist.

We worldwide worried with the hunger and the thirst. From the third world countries to the second and the first
 
Tom Robinson “Glad To Be Gay

Kaum zu glauben, aber Homosexualität wurde erst 1967 entkriminalisiert. Allerdings war die schwule Kultur auch zehn Jahre später immer noch ein Ziel für Missbrauch, Gewalt und sogar polizeiliche Viktimisierung. Robinsons Lied konfrontierte direkt vom Herzen. Obwohl es die BBC in den Top 40 ablehnte, wurde es zur Hymne der „Gay Liberation“ in Großbritannien. Zwei (mahnende) Worte: History repeating!

“The British Police are the best in the world.
I don’t believe one of these stories I’ve heard.
‚Bout them raiding our pubs for no reason at all
Lining the customers up by the wall.”

 

Milck “Quiet
Milck erlangte viralen Ruhm, nachdem ihr feministischer Schlachtruf beim Frauenmarsch in Washington in kurzer Zeit Millionen von Views erlangt hatte. Nach einem emotionalen Beginn des Songs: “Put on your face/ Know your place/ Shut up and smile/ I could do that” Milck bricht in den schwungvollen Refrain ein und sammelt Kraft mit „I can’t keep quiet, oh/ A one woman riot.

Zum Abschluß eine Aufforderung an all jene, denen’s etwas nicht passt, die sich mit der gegenwärtigen Situation nicht zufrieden geben wollen oder denen einfach etwas unangenehm ist: Macht euren Mund auf, erhebt eure Stimmen und geht auf die Straßen -solange das noch möglich ist.

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