Umwelt- & Klimaschutz

Klimabewegung: Everyone for Future?

Im Sog der Bewegung „Fridays for Future“ bildeten sich weitere Gruppierungen “for Future”. Was wollen sie erreichen, die Parents, Teachers, Scientists, Workers und Psychologists for Future? Wir haben nachgefragt.

Parents for Future

Warum gibt es Parents for Future?
Parents for Future haben sich als Unterstützungsfunktion für Fridays for Future zusammengefunden, weil wir wollen, dass die Kinder so schnell wie möglich wieder ihre Freitage in der Schule und im Studium verbringen sollen. Es liegt aber an den Fridays, wie wir sie nennen, zu entscheiden, wann der Zeitpunkt dafür gekommen ist, an dem es nicht mehr notwendig ist, am Freitag zu streiken. So lange haben sie unsere volle Unterstützung.

Wer steckt hinter Parents for Future?
Wir sind einfach besorgte Eltern, die die Situation erkannt haben, IPCC Reports lesen und verstehen können, sich laufend weiterbilden und neueste klimatologische Erkenntnisse teilen. Wir versuchen für alle Kinder, nicht nur für unsere eigenen, und für eine klimagerechte Zukunft alles zu tun, was innerhalb unserer Verfassung und dem damit aufgespannten demokratischen Rahmen möglich ist.

Was will Parents for Future bezwecken und was sind eure Ziele?
Wir wollen, dass der Pariser Klimavertrag eingehalten wird. Es gibt einen völkerrechtlich bindenden, von Österreich 2016 ratifizierten Vertrag und unsere Ziele sind die Verwaltung und die politischen Mandats- und Funktionsträger zu ermutigen und dabei zu unterstützen, diesen Vertrag auch einzuhalten.

Wie kann mensch sich bei euch beteiligen?
Kontaktiert uns auf parents@fridaysforfuture.at. Alles weitere ergibt sich dann so schnell es halt geht. Unser Workload im Moment ist etwas heftig.

Was soll oder kann eurer Meinung nach die Politik sowie jeder einzelne Mensch für eine gute Zukunft machen?
Sich nicht vor Veränderung fürchten! Die Politiker*innen ansprechen, für klimagerechte Gesetze zu Gunsten unser aller Kinder sorgen. Gut für sich sorgen, damit man sich auch entsprechend weiterbilden kann, um dann zu erkennen, wie klar die Wissenschaft die Situation und auch die Prognosen abbilden kann. Und das ist nicht lustig. Der nächste Tag, egal wie sehr die Temperaturen steigen und Wettermuster sich verändern werden, kommt bestimmt. Und wir brauchen in Zukunft einen gesellschaftlichen Zusammenhalt, der nicht durch Ideologien und Partikularinteressen getrieben wird. Im Moment sieht es für unsere Kinder und alle Kinder dieser Welt so aus, dass wir nur durch Zusammenhalt und Kooperation die drohenden Herausforderungen und Ereignisse bewältigen werden können.

Aber es gibt auch positive Initiativen, viele Expert*innen in der Wirtschaft und in der Verwaltung. Diese müssen wir vernetzen um gemeinsam dafür zu sorgen, dass Österreich seinen Teil dazu beiträgt und seine Potenziale auf allen Ebenen nützt. Und dass wir aufhören, so zu tun, als wäre der kommende Weg für unsere Kinder – und uns – ein leicht bewältigbarer. Das wird er nicht sein.

Eltern unterstützen wo es geht. |
Credits: Marion Jaros

Teachers for Future

Warum gibt es Teachers for Future?
Die Schule ist der Ort der Zukunft, aber eine lebenswerte Zukunft gibt es nur mit Klimagerechtigkeit. Als Lehrer*innen kämpfen wir gemeinsam mit unseren Schüler*innen und der Bewegung Fridays for Future für die Einhaltung der Pariser Klimaziele.

Wer steckt hinter Teachers for Future?
Engagierte Lehrer*innen aller Schulformen in ganz Österreich, die sich für Klimaschutz einsetzen und das Thema in ihren Schulen und im Unterricht thematisieren.

Was will Teachers for Future bezwecken und was sind eure Ziele?
Unser Ziel ist, Lehrende aller Schulformen und Altersstufen dabei zu unterstützen, sich für den Klimaschutz einzusetzen. Wir denken, dass uns als Lehrer*innen eine besondere Rolle in der Gesellschaft zukommt, um über die Klimakrise zu informieren. Erstens formen sich im Kindesalter Gewohnheiten und Meinungen, die meistens ein Leben lange erhalten bleiben und zweitens kann man über die Schüler*innen auch die Eltern und andere Verwandte informieren. Darüber hinaus versuchen wir politischen Druck auf die Entscheidungsträger*innen in Österreich aufzubauen, weil wir denken, dass man gemeinsam mehr erreichen kann.

Wie kann mensch sich bei euch beteiligen?
Schreib uns am besten an info@teachersforfuture.at und wir informieren dich darüber, wo die nächste Regionalgruppe von TFF ist und wann das nächste Treffen stattfindet. Wenn du an deiner Schule aktiv werden möchtest, dann schau auf unserer Webseite  vorbei – unter dem Menüpunkt „Aktiv werden“ findest du viele Ideen.

Was soll oder kann eurer Meinung nach die Politik sowie jeder einzelne Mensch für eine gute Zukunft machen?
Jeder einzelne Mensch kann auf der einen Seite versuchen seinen CO2 Fußabdruck so gering wie möglich zu halten- am besten mit dem Zug verreisen, regionale Lebensmittel kaufen, auf ein eigenes Auto verzichten, vegetarisch oder sogar vegan ernähren. Auf der anderen Seite ist es wichtig, den Politiker*innen zu zeigen, dass uns dieses Thema wichtig ist- das Klimavolksbegehren unterschreiben, auf Demos gehen etc. Die Politik sollte endlich eine sozial faire CO2 Steuer einführen und weitere Maßnahmen wie den Ausbau von öffentlichem Verkehr umsetzen, damit ein umweltfreundliches Leben leichter wird.

Scientists for Future

Warum gibt es Scientists for Future?
Scientists for Future (S4F, auch Scientists4Future) ist ein überinstitutioneller, überparteilicher und interdisziplinärer Zusammenschluss von Wissenschaftler*innen, die sich für eine nachhaltige Zukunft engagieren. Angeregt von einer Initiative in Belgien bildete sich eine Gruppe von deutschen Wissenschaftler*innen die die Inhalte der FFF Demonstrant*innen unterstützen. Ohne institutionelle Leitung wurde die Scientists for Future Bewegung als Graswurzel-Initiative organisiert. Die Bewegung wuchs sehr rasch und dehnte sich schnell auf Österreich und die Schweiz aus – und dann sogar auf globale Ebene.

Scientists for Future reagiert auf die historisch beispiellose Klima-, Biodiversitäts- und Nachhaltigkeitskrise, welche die Menschheit vor globale Herausforderungen stellt. Die notwendigen Wandlungsprozesse erfordern entschlossenes und unverzügliches Handeln auf der politischen, wirtschaftlichen und technischen, sozialen und kulturellen, wissenschaftlichen sowie der privaten Ebene. Denn die Zeit drängt. Als Wissenschaftler*innen sehen wir uns deshalb in der Pflicht, öffentlich und proaktiv die Stimme zu erheben.

Wer steckt hinter Scientists for Future?
Wissenschaftler*innen aller Bereiche, die auf die Bedeutsamkeit des Themas Nachhaltigkeit und Klimawandel und die Notwendigkeit für Maßnahmen zum Klimaschutz aufmerksam machen wollen.

Was will Scientists for Future bezwecken und was sind eure Ziele?

Die Initiative versteht sich als Stimme der Wissenschaft, die zu sachlichen politischen Diskussionen beiträgt und als Brückenbauerin Dialoge fördert und Einsichten ermöglicht. Hierzu führt sie Fähigkeiten, Wissen und Erfahrungen von Wissenschaftler*innen aus verschiedensten Disziplinen zusammen. Trotz der im Englischen einschränkenden Bezeichnung ‘Scientist’ (die nicht alle Wissenschaften einschließt) sind ausdrücklich Wissenschaftler*innen aller Disziplinen einbezogen, wie wir es auch in der Reflexion zu unserer Stellungnahme (GAIA) beschrieben haben:

Scientists For Future am Klimastreik. |

„Wir halten es für essentiell, eine Allianz zu bilden, die weit über die Spezialist*innen der Klima- und Biodiversitätsforschung, der Nachhaltigkeits-, Sozial- und Ingenieurwissenschaften hinausgeht. Wir werden keine nachhaltige Zukunft erreichen, ohne dass wir beispielsweise Fragen politischer Partizipation, Bildung, Geschlechtergerechtigkeit und sozialer Gerechtigkeit (einschließlich Klimagerechtigkeit) einbeziehen. Um die geschichtlich beispiellosen Probleme der Menschheit zu lösen, benötigen wir die Fähigkeiten, Erfahrungen und Erkenntnisse aller Disziplinen.“ (Übersetzt aus dem Englischen)

Neben dem oben zitierten Abschnitt dienen auch die anderen Teile der gemeinsam verfassten Stellungnahme und ergänzenden Reflektionen in GAIA (beginnend mit „In the increasingly complex…“) als Grundkonsens unseres gemeinsamen Handelns. Informationen auch auf ccca.ac.at.

Wie kann mensch sich bei euch beteiligen?
Zentrale Ansprechstelle in Österreich ist die Geschäftsstelle des Climate Change Centre Austria (CCCA). Die Aktivitäten müssen jedoch von den Wissenschaftler*innen selber ausgehen und durchgeführt werden. S4F ist eine bottom-up Bewegung: Wissenschaftler*innen, die Sinnvolles in Zusammenhang mit der Klimakrise oder den SDGs tun möchten und eine „etablierte“ Plattform dafür suchen, können sich der S4F bedienen. Es sollen aber möglichst viele davon wissen und es eventuell in ihrem Bereich kopieren können.

Was soll oder kann eurer Meinung nach die Politik sowie jeder einzelne Mensch für eine gute Zukunft machen?
Die Politik muss wissensbasierte Maßnahmen so rasch und großflächig wie möglich implementieren und so die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige, klimagerechte und lebenswerte Zukunft setzen. Doch auch jeder Einzelne ist gefragt, im Rahmen ihrer/seiner persönlichen Möglichkeiten. Umstellung der eigenen Lebensweise ist das eine, aber vor allem die Kommunikation mit anderen und das Wahlrecht sollten jedenfalls genutzt werden. Denn nur wenn alle zusammenarbeiten ebnen wir den Weg in eine lebenswerte Zukunft mit erhöhter Lebensqualität.

Workers for Future

Warum gibt es Workers for Future?
Wir verbinden die Arbeiter*innen- mit der Klimabewegung. Mehr als 60 Prozent der Treibhausemissionen stammen aus Industrie, Transport und Produktion. Wir brauchen Lösungen für eine nachhaltige Produktion samt Arbeit und Transport. Bisher wird all das den Zwängen von Profit und Konkurrenz untergeordnet. Workers for Future trägt die Klimafrage gemeinsam mit der sozialen Frage in die Betriebe. Dieses Ansinnen soll auch in den Gewerkschaften an erster Stelle stehen.
Österreichs 3,7 Millionen Mitglieder der Arbeiterkammer und 1,2 Millionen Gewerkschaftsmitglieder können einen großen Teil dazu beitragen, politischen Druck auf Gesetzesanträge auszuüben.

Wer steckt hinter Workers for Future?
Seit September 2019 sind wir eine Allianz von Fridays for Future. Der Gruppe haben sich Betriebsrät*innen, Gewerkschafter*innen und politisch Aktive angeschlossen.

Was will Workers for Future bezwecken und was sind eure Ziele?
Für eine soziale und ökologische Zukunft wollen wir einen Umbau des Wirtschaftssystems. Dazu braucht es den Beitrag der Arbeitnehmer*innen. Eine neue, nachhaltige, CO2-neutrale Wirtschaftsweise soll ein gutes Leben für alle ermöglichen.
Die Geschichte hat gezeigt, dass viele Errungenschaften wie der 8-Stunden-Tag, die Sozialversicherung, Mindestlöhne, das Frauenwahlrecht und das allgemeine Wahlrecht ohne den Kampf der Arbeiter*innenbewegung nicht möglich gewesen wären. Instrumente der gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen bis hin zu flächendeckenden und politischen Streiks können den dazu nötigen Druck aufbauen. Schüler*innenproteste allein werden das nicht schaffen. Hier liegt auch die besondere Verantwortung von ÖGB und Fachgewerkschaften.

Noch gibt es teilweise Berührungsängste zwischen Fridays for Future und der Klimabewegung im Allgemeinen und den Berufstätigen auf der anderen Seite. Die Sorge um den Arbeitsplatz, die Autofahrt dahin, den leistbaren Urlaub… machen viele Menschen skeptisch gegenüber der Klimabewegung.

Wir brauchen eine Diskussion in den Gewerkschaften, wie wir diese berechtigten Sorgen beantworten und welche Lösungen wir finden. Denn Eines ist klar: Untätigkeit, Lippenbekenntnisse oder symbolische Maßnahmen können wir uns angesichts der Klimakrise nicht leisten!

Wie kann mensch sich bei euch beteiligen?
Bis jetzt sind wir hauptsächlich in Wien aktiv, dazu gibt es eine Gruppe in Vorarlberg und in Graz wird bald eine gestartet. Wir freuen uns über alle, die sich zu dem Thema einbringen wollen. In Wien können Interessierte zu einem unserer zwei-wöchentlichen Vernetzungstreffen kommen, diese kündigen wir immer öffentlich über Facebook an. 
Mensch muss natürlich nicht in Wien wohnen, um sich zu beteiligen. Am besten startet ihr eine neue Workers for Future Gruppe bei euch im Betrieb oder im Ort.

Bei Fragen könnt ihr an info@workersforfuture.at schreiben.

Workers For Future beim weltweiten Klimastreik im September 2019.
Credits: Workers for Future

Was soll oder kann eurer Meinung nach die Politik sowie jeder einzelne Mensch für eine gute Zukunft machen?
Die etablierten Parteien demonstrieren seit Jahren wie effektiver Klima- und Umweltschutz NICHT geht. Die Schuld trifft hier aber nicht einzelne Personen, sondern das System: Profit und Wettbewerb dominieren die Debatten. Sie gehen zulasten von Mensch und Natur. Deswegen werden Großprojekte wie die 3. Piste oder der Lobau-Tunnel geplant, deswegen will die OMV nun noch mehr Öl im Weinviertel fördern.

Eine konkret umsetzbare Maßnahme wäre den öffentlichen Verkehr stark auszubauen und gratis anzubieten. Einzelne Menschen können sich der Klimabewegung anschließen und politisch aktiv werden. Denn die dringend notwendigen Änderungen müssen von der ganzen Gesellschaft getragen und demokratisch erarbeitet werden.

Psychologists for Future

Warum gibt es Psychologists for Future?
Mareike Schulze und Lea Dohm, die Gründerinnen der Initiative, hatten Angst wegen der Klimakrise, sich darüber ausgetauscht und dann bei den Berufsverbänden, Kammern nachgefragt, ob es schon derartige Aktivitäten gebe. Dann kamen Katharina van Bronswijk und letztlich mehr und mehr Kolleg*innen hinzu, wir trafen auf offene Türen.
Wir haben recherchiert und eine Stellungnahme verfasst welche gezeichnet werden kann und welche die psychologische Dimension der Klimakrise beleuchtet.
Als Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen haben wir eine andere, aber ebenso wichtige, Perspektive auf die Klimakrise und das damit verbundene menschliche Denken, Handeln und Fühlen, wie es andere wissenschaftliche Disziplinen haben. Einerseits kann unser Wissen helfen, einen bewussteren Umgang mit der Klimakrise zu befördern. Andererseits haben wir die entsprechenden Werkzeuge für den Umgang mit psychischen und emotionalen Belastungen und Krisen.Das ist natürlich sehr individuell. Das kann einfach der Raum und die Toleranz für Gefühle sein, aber auch Methoden der Gefühlsregulation, Stressregulation, Selbstfürsorge, der Umgang mit Verlusten und Krisen. Wir wissen aus der Psychologie, wie Menschen handlungsfähig werden können und was helfen kann, umweltfreundliches Verhalten zu fördern bzw. notwendige Verhaltensänderungen zu begleiten.

Wer steckt hinter Psychologists for Future?
Psycholog*innen, Psych. und Ärztl. Psychotherapeut*innen, Kinder- und Jugendpsychotherapeut*innen, einzelne Psychologie Studierende. Auch prominente Unterstützer*innen verschiedenster Hochschulen und Instituten sind Teil von Psychologists for Future.  Zuletzt hat der deutsche Psychotherapeutentag eine Resolution verabschiedet, die unsere Anliegen unterstützt.

Was will Psychologists for Future bezwecken und was sind eure Ziele?
Die Hauptziele unserer Arbeit sind, der Vermeidung und Verdrängung der Klimakrise entgegen zu wirken, die emotionale Verarbeitung der Klimakrise sowie Klima-Engagierte zu unterstützen und Resilienz individuell und gesellschaftlich zu fördern.

Wie kann mensch sich bei euch beteiligen?

Der erste Schritt ist die Unterzeichnung unserer Stellungnahme. Darüber hinaus bauen wir gerade ein Netzwerk aktiver Helfer*innen auf, welche z.B. vor Ort Beratung für Personen anbieten, die Schwierigkeiten im Umgang mit der Klimakrise haben, Gesprächskreise organisieren oder andere ehrenamtliche Tätigkeiten für uns übernehmen wollen. Derzeit haben sich etwa 200 Kolleg*innen, als potenzielle Helfer*innen gemeldet, allerdings noch mit einem Schwerpunkt in Deutschland. Wir wünschen uns, ein internationales Netzwerk zu werden.

Was soll oder kann eurer Meinung nach die Politik sowie jeder einzelne Mensch für eine gute Zukunft machen?
Wir stehen hinter den Forderungen der Fridays und Scientists for Future. Darüber hinaus betonen wir die Wichtigkeit einer emotionalen Auseinandersetzung und Verarbeitung dessen, was die Klimakrise für jede*n Einzelne*n und für unsere Gesellschaft bedeutet.

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