Soziales Engagement

Malen mit alten und demenziell erkrankten Menschen

Das Projekt „Malen mit alten und demenziell erkrankten Menschen“ errang heuer ex aequo mit „Start with a Friend Austria“ den dritten Platz der Orte des Respekts. Es ist eine wirklich beachtenswerte, private Initiative deren Initiator Gerhard Schober auf viele Nachahmer*innen in ganz Österreich hofft. Aber von Anfang an: „Malen mit alten und demenziell erkrankten Menschen“ entstand im Zuge der Universität 55-PLUS in einem Proseminar. Die Universität Salzburg wurde 2017 von der Vize-Bürgermeisterin der Stadt ersucht, auch einen Beitrag zum Thema Demenzfreundliche Stadt Salzburg zu leisten.

Angestoßen von einem privaten Erlebnis, entwickelten Gerhard Schober und zwei Kolleginnen die Idee, mit demenzkranken Menschen zu malen. Bei ihren Recherchen zum Thema stießen sie zwar auf Fachliteratur, fanden aber keine Möglichkeit zum Mitmachen und Ausprobieren in bestehenden Einrichtungen, denn die Projektidee war in Österreich vollkommen neu. „Wir wollten uns eigentlich Anregungen aus laufenden Projekten holen, dabei sind wir aber draufgekommen, dass es so etwas in Österreich noch gar nicht gibt. Daher haben wir es halt einfach selber probiert und haben drei Nachmittage gemeinsam mit demenziell erkrankten Personen in einem Seniorenhaus gemalt. Das Konzept und unsere Pilot-Ergebnisse konnten wir dann der Salzburger Landesregierung vorstellen. Und Vizebürgermeisterin Hagenauer war sofort „Feuer & Flamme“ für das Projekt“, erinnert sich Gerhard Schober an den Start.

Respekt vor den Menschen und ihren Erinnerungen steht im Mittelpunkt

Seit der Pilotphase hat sich einiges getan. Das Team der Betreuer*innen ist mittlerweile auf 18 Ehrenamtliche angewachsen und in acht Salzburger Senior*innenhäusern wurden bisher Malstunden mit demenziell erkrankten Personen durchgeführt. Im Mittelpunkt dieses Projekts steht, Menschen mit demenziellen Erkrankungen dabei zu helfen, etwas zu erschaffen, das bleibt und auf das sie stolz sind berichtet Gerhard Schober, und weiter: „Wir haben gemerkt, dass durch das Malen wieder Erinnerungen zurückkehren, die die Menschen zeichnerisch oder malerisch so gut es ihnen eben möglich ist auf Papier bringen. Daneben bemühen wir uns aber auch, mit den Teilnehmer*innen aktiv ins Gespräch zu kommen, um die Möglichkeit zu bieten, uns etwas zu erzählen woran sie sich erinnern. Das ist für die Teilnehmer*innen irrsinnig erfüllend, wenn sich jemand Zeit für sie nimmt. Es klingt vielleicht seltsam, aber bisher war es in jedem Seniorenhaus so, dass die Teilnehmer*innen nach dem Malen glücklich und zufrieden waren. Und es tut sich nicht nur vom Kopf her etwas – wir haben gemerkt, dass sich auch die gesamte Motorik der Teilnehmer*innen verbessert, wenn wir die Malstunden öfter anbieten.“

Die Projektinitiator*innen freuen sich über die Prämierung |

Das Projektkonzept sieht vor, dass die jeweiligen Projektinitator*innen in den Senior*innenhäusern die Eckpfeiler des Malprojektes vorstellen und gleich im Anschluss daran mit allen Interessent*innen die freiwillig mit malen möchten, den Nachmittag verbringen Workshops finden dann fünf- bis sechsmal im Abstand von etwa 14 Tagen statt. Danach sollen die Malstunden dann aber vom jeweiligen Senior*innenhaus eigenständig weitergetragen werden. Bisher haben erfreulicherweise schon zwei Häuser das Konzept übernommen und weitergeführt.

Jedenfalls freut sich Projektinitiator Schober über die Prämierung als österreichischer Ort des Respekts, weil so das Projekt noch mehr Aufmerksamkeit bekommt und hoffentlich über Salzburg hinaus expandieren kann. Für Anfragen, wie man eine solche Initiative auch an anderen Orten Österreichs erfolgreich auf den Weg bringen kann, steht er gerne zur Verfügung, denn: „Wir wissen durch unsere Praxis bereits, wie man die Malstunden am besten aufsetzt, welche Materialen man braucht und auch, was man den Teilnehmer*innen zumuten kann.“

Ob es denn eigene Materialien für demenziell erkrankte Menschen braucht, möchte ich wissen. Und Gerhard Schober führt aus: „Jein. Man sollte schauen, dass die Farben leicht löslich sind. Denn es passiert halt, dass die Teilnehmer*innen den Pinsel auch mal in den Mund nehmen, oder dass etwas umfällt und dass sich jemand anpatzt. Wir verwenden daher nur schwach abgebundene Farben, die sich als vorteilhaft erwiesen haben.“ Von Seiten des Landes Salzburg erhält das Projekt mittlerweile Sachunterstützung (Farben etc.), der zeitaufwändige Rest passiert aber noch immer komplett ehrenamtlich.

Unterstützung für das Hospiz Salzburg

Was mit dem Preisgeld der „Orte des Respekts 2020“ geplant ist? Den werden Gerhard Schober und seine Kolleg*innen zur Gänze dem Hospiz Salzburg spenden. Für das Hospiz haben die solidarischen Maler*innen in der Corona-Zeit auch ein weiteres Projekt zur Finanzierung der Projektfortsetzung aufgesetzt: Nachdem die engagierten Künstler*innen ihren Betreuer*innen immer wieder Bilder schenken, wurde kurzer Hand eine Homepage aufgesetzt, über die Originalkunstwerke aus dem Projekt „Malen mit alten und demenziell erkrankten Personen“ gegen eine Spende erworben werden können. Der Link lautet: www.kunst-die-hilft.at 

Diesen Artikel teilen

Facebook
Twitter
LinkedIn
WhatsApp
Email
Drucken