Demokratie & Bürgerrechte

Nur 3% der Menschen können sich uneingeschränkt zivilgesellschaftlich engagieren

Das deutsche Hilfswerk Brot für die Welt veröffentlicht jedes Jahr in Kooperation mit CIVICUS, einem globalen Netzwerk für Bürger*innenbeteiligung, den Altas der Zivilgesellschaft. Der Atlas veranschaulicht anhand von visuell aufgearbeiteten Daten, Hintergrundinformationen und Interviews den aktuellen Status der Zivilgesellschaft in der Welt. Das ernüchternde Ergebnis: nur etwa 259 Millionen Menschen genießen uneingeschränkte zivilgesellschaftliche und bürgerrechtliche Freiheiten. Für 8 von 10 Menschen weltweit ist zivilgesellschaftliches Handeln kaum oder nur stark beschränkt möglich. Wenn sie sich doch politisch engagieren, so müssen sie mit Drangsalierungen, Inhaftierungen, Überwachungen und Einschüchterungsversuchen rechnen. In den schlimmsten Fällen droht sogar der Tod.

Denn auch hier ist der Civic Space seit der türkis-blauen Regierung eingeschränkt.

CIVICUS beobachtet und stuft den Civic Space, also den Raum für zivilgesellschaftliches Engagement, in allen 193 UN-Staaten als auch Kosovo, Palästina und Taiwan ein. 2019 schafften es nur 43 Länder als „offen“ eingestuft zu werden. Wenig überraschend ist die Tatsache, dass auch Österreich es nicht in diese Kategorie geschafft hat. Denn auch hier ist der Civic Space seit der türkis-blauen Regierung eingeschränkt. Presse und Umweltorganisationen litten besonders stark; aber auch die Tatsache, dass die Regierung in keinen Dialog mit der Zivilgesellschaft trat, führte zu diesem Ergebnis.

Frauen und Frauenbewegungen sind besonders stark betroffen

Die weltweite Lage sieht alles andere als rosig aus: Eine Gruppe ist hierbei jedoch besonders stark von zivilgesellschaftlichen Einschränkungen und Repressionen betroffen. Nämlich Frauen* und Bewegungen für Geschlechtergleichheit und –gerechtigkeit.
Rechte Parteien, Fundamentalist*innen, Nationalismus und Autoritarismus sind nur einige wenige Gründe dafür, warum Frauen*bewegungen besonders angegriffen werden. Darüber hinaus sind Frauen* oftmals doppelt gefährdet, wenn sie* sich beispielsweise auch für Menschenrechte oder Umweltschutz einsetzten. So werden sie nicht nur in ihrer Identität als Frau angegriffen, sondern auch in ihrem Engagement für Menschenrechte.

People Power Under Attack.

Zivilgesellschaft global stärken

Trotz des Backlash sind Frauen* so aktiv wie nie zuvor. Sie nehmen Schlüsselpositionen ein und sind an der vorderster Front von Protesten und Bewegungen. Es wird deutlich, dass Genderfragen sehr eng mit Menschenrechten, Demokratie und einer unabhängigen Zivilgesellschaft verknüpft sind. Allein aus diesem Grund müssen diese Bewegungen gestärkt werden – regionale und internationale Netzwerke spielen hierbei eine besondere Rolle. Gegenseitige Solidarität und Unterstützung helfen, Bewegungen zu stärken und erhöhen den Druck auf Regierungen.

Der Atlas der Zivilgesellschaft ist ein Weckruf für alle. Er macht deutlich, dass eine uneingeschränkte Zivilgesellschaft nicht die Norm darstellt und wir uns tagtäglich für den Civic Space einsetzen müssen. Auch über die eigenen Grenzen hinweg. Internationale Solidarität und transnationale zivilgesellschaftliche Bewegungen müssen unabdingbar für uns alle sein.

Den Report zum Downloaden gibt es hier.

 

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