Social Enterprise & lokale Initiativen

Oikocredit: „In Menschen investieren“

Geld sinnvoll investieren? Von Armut betroffene Menschen stärken anstatt den Waffenhandel mitzufinanzieren? Die Organisation wurde 1975 gegründet, ist heute eine globale Bewegung und feiert 2020 den 45. Geburtstag. Aktuell zählt Oikocredit weltweit 57.000 Investor*innen und in Österreich bereits über 6.300. Sie legen ihr Geld bei Oikocredit an – mit diesem werden in Folge Mikrokreditprogramme, Landwirtschaftsprojekte und erneuerbare Energie im Globalen Süden refinanziert.

Die Schwerpunkte inklusives Finanzwesen, Landwirtschaft und erneuerbare Energie

Das Ziel ist wirtschaftlich benachteiligte Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika in die Lage zu versetzen, ihre Lebensumstände zu verbessern: Diese „Hilfe zur Selbsthilfe“ geschieht etwa durch die Vergabe von Mikrokrediten. In Armut lebende Menschen werden von Geschäftsbanken oft als „nicht kreditwürdig“ eingestuft, haben sie doch keinerlei Sicherheiten vorzuweisen. Mikrokreditinstitutionen nehmen sich diesem Problem an und vergeben Kleinstkredite – oft handelt es sich hier umgerechnet um nicht einmal 200 Euro;- mit denen die Menschen etwa Nähmaterialien einkaufen oder ihren Marktstand ausbauen können.

Viele Kleinbäuer*innen organisieren sich in Agrargenossenschaften, die ebenfalls von Oikocredit unterstützt werden. Durch finanzielle Hilfe, aber auch technische Assistenz und Schulungen verbessern die Landwirt*innen ihre Anbauweise, steigen etwa auf biologischen und Fairtrade-Anbau um und können damit ihr Einkommen steigern.

Seit 2014 ist auch das Investment in erneuerbare Energien ein großes Thema für Oikocredit. Hier geht es meist um die Finanzierung von Firmen, die der ländlichen Bevölkerung kleine Solarsysteme für ihre Häuser zur Verfügung stellen. Mehr als 70.000 Haushalte hatten 2018 so Zugang zu leistbarer, verlässlicher und sauberer Energie.

Armando Jimenez ist Kaffeebauer und Mitglied der Kaffeekooperative COOPETARRAZÚ, einem Partner von Oikocredit. |

Soziale Wirkung und Beratung vor Ort

Als Genossenschaft, die sich für eine bessere, gerechtere Welt einsetzt, geht es Oikocredit immer um die soziale Wirkung der eigenen Arbeit. Die potenziellen Partnerorganisationen werden daher genau unter die Lupe genommen. Zu den zentralen Auswahlkriterien zählen der Fokus auf einkommensschwache Gemeinschaften, das Engagement für soziale Entwicklung und ökologische Nachhaltigkeit, Geschlechtergerechtigkeit und eine gute Unternehmensführung.

Aktuell arbeitet Oikocredit mit knapp 700 Partnerorganisationen in rund 70 Ländern. Diese werden nicht nur finanziell, sondern auch mit Beratungen und Schulungen unterstützt. Die intensive Betreuung durch Büros in der jeweiligen Region soll sicherstellen, dass die Lebenssituation der Endkund*innen nachhaltig verbessert wird. Die Fortschritte werden laufend dokumentiert und im jährlichen Wirkungsbericht veröffentlicht.

Ethische Geldanlage

Privatpersonen und Institutionen können in Österreich selbst zu Investor*innen werden, das heißt sie können ab einer Mindesthöhe von 200 Euro Genossenschaftsanteils-Zertifikate erwerben und damit ihren Rücklagen einen ethischen Sinn geben. Dabei ist das Geld keine Spende, sondern eine Veranlagung. Es ist also ungebunden und kann gebührenfrei zurückgefordert werden. Die Anleger*innen erhalten außerdem eine jährliche Dividende von maximal zwei Prozent.

Die Investor*innen werden zugleich Mitglieder im Verein Oikocredit Austria, der seit 30 Jahren die Idee hinter Oikocredit in Österreich verbreitet. Er bietet Schulen, Universitäten und anderen interessierten Gruppen kostenlose Vorträge und Workshops zu den Themen Mikrofinanz, fairer Handel, faires Wirtschaften und ethisches Investment.

Genauere Informationen unter: https://www.oikocredit.at/

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