Respekt & Vielfalt

Peace Kitchen – ein Restaurant als interkulturelle Begegnung

Wenn Ehsan Bamyani über das Projekt „Peace Kitchen“ spricht, dann bilden immer Begegnung und kultureller Austausch den Mittelpunkt seiner Worte: „Durch Essen, Musik und Tanzen sollen die unterschiedlichen Leute, die in Wien Leben, zusammenkommen. Wenn man sich in entspannter Atmosphäre trifft und kennenlernen kann, baut man Vorurteile ab“. Es ist dies eine Lehre, die der engagierte Lokalbetreiber vertritt und auf ihre Gültigkeit überprüft hat. Dass Bamyani Lokalbetreiber und „seine“ Peace Kitchen eine sogenannte „Social Enterprise“ wurde, war jedoch (mehr als) glücklicher Zufall.

Geselligkeit und vor allem das gemeinsame Essen sind integrale Bestandteile seiner afghanischen (kulturellen) Wurzeln. Nach seiner jahrelangen Flucht, die ihn über Italien schließlich nach Wien zu seiner Familie führte, wollte er ursprünglich einen Verein gründen, um Begegnung und interkulturelles Verständnis zu fördern. Dort sollte auch gemeinsam gekocht und gegessen werden. Dieser Idee standen jedoch leider die wenig flexiblen aber umso strengeren österreichischen Gewerbebestimmungen entgegen.

Daher betreibt er nun seit knapp einem Jahr gemeinsam mit seiner Familie die „Peace Kitchen“ in der Pilgramgasse in Wien-Margareten. Das Konzept der Friedensküche ist einzigartig: Die Peace Kitchen nimmt ihre Besucher*innen mit auf eine Geschmacksreise durch jene Länder, die geflüchtete Menschen aus Afghanistan nach Österreich durchqueren müssen. „Flüchtlinge leben an manchen Orten monate- oder jahrelang. Dort lernen sie, dort leben sie, dort kochen sie. Die verschiedenen Eindrücke und auch Geschmäcker bringen sie nach Wien mit“, erklärt Bamyani das kulinarische Konzept, und weiter: „Wir wollen diese Reise symbolisch erlebbar machen.“

PEACE EXPERIENCE – interkulturelle Begegnung in der Peace Kitchen

Neben der Möglichkeit, verschiedene Länder auf einem Teller zu vereinen, gelten die Anstrengungen des gelernten Regisseurs aber weiterhin seinen ambitionierten Plänen für gegenseitigen Austausch: Alle zwei Wochen sind in der Peace Kitchen möglichst niederschwellige Begegnungsveranstaltungen unter dem Titel „Peace Experience“ geplant, bei denen jeweils eine andere Region bzw. ein anderes Land im Mittelpunkt steht/ stehen soll, aus denen/dem in den vergangenen 20 Jahren Menschen nach Europa und Österreich geflüchtet sind.

Um die Scheu und Distanz neben der neuen und ungewohnten kulinarischen Erfahrung weiter abzubauen, sollen die Sinne der Gäste und Besucher*innen durch Diashows, Lesungen und Reiseberichte angesprochen werden. So sollen sie mit den verschiedenen Kulturen vertraut gemacht werden. Nach dem inhaltlichen Input wird dann gemeinsam gegessen und – für alle, denen danach ist – auch getanzt. In lockerer Atmosphäre können sich unterschiedlichste Menschen niederschwellig kennenlernen, Vorurteile in Frage gestellt, neue kulturelle Brücken gebaut und vor allem neue Freundschaften geschlossen werden!

Die Peace Kitchen ist ein schönes Beispiel dafür, dass die alte Wiener Schnurre „Durchs reden, kommen d‘Leut zsamm“ auch im 21. Jahrhundert nichts von ihrer Gültigkeit verloren hat.

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