Respekt & Vielfalt

Start with a friend Austria: Gemeinsam aktiv sein

Start with a Friend Austria ist ein seit 2018 bestehender gemeinnütziger Verein, der auf Basis ehrenamtlicher Mitarbeit handverlesene Freundschaften zwischen Geflüchteten, die neu nach Wien gekommen sind, und Locals, die sich in Wien bereits heimisch fühlen, stiftet. Diese Freundschaften nennt Swaf liebevoll Tandems.

Wir haben mit Anna Ploch, der stellvertretenden Obfrau des Vereins, über die Tätigkeiten von Swaf gesprochen.

Das Team von Start with a friend hebt ab! |

Herzliche Gratulation zum 3. Platz bei den „Orte des Respekts“ 2020! Start with a friend vermittelt Freizeitpartnerschaften und Freundschaften. Warum macht ihr das, was ihr macht?

Wir machen das deswegen, weil wir bereits in der Vergangenheit mit Geflüchteten viel in Kontakt waren und wir gemerkt haben, dass ein Austausch zwischen Geflüchteten und Locals, also einheimischen Personen, wenig stattfindet. Die Frage ist ja: Wo trifft man Leute? Man trifft Leute bei der Arbeit, bei der Ausbildung. Das sind aber Bereiche, in die Personen in einem Asylverfahren nicht reinkommen. Wir bieten hier eine Hilfestellung an, dass Begegnung trotzdem klappt. Wir sehen uns an, welche Interessen und welche Hobbies die Personen haben, „matchen“ diese und können daraufhin ein Tandem starten, wenn sie das möchten. Im Prinzip stiften wir Freizeittandems, sie können Hobbies mit einer Person ausleben, die sie so in ihrem normalen Umfeld nicht kennenlernen würden.

Tandem ist ein schöner Begriff, dieser hat auch der Jury bei „Orte des Respekts“ sehr gefallen. Der Begriff impliziert, dass man sich gemeinsam bewegt.

Das ist eben genau der Unterschied zu einem Hilfs- oder Buddyprojekt. Es geht nicht darum bei einer bestimmten Sache eine Hilfestellung zu leisten, sei es Wohnungssuche oder Jobsuche, sondern es geht darum, dass man auf Augenhöhe einer Person entgegentritt und gemeinsam die Freizeit verbringt, wie in einer normalen Freundschaft. Das ist den Geflüchteten, die sich bei uns anmelden, auch sehr wichtig. Sie wollen nicht in der Rolle der Bittsteller sein, sondern wollen Teil der Gesellschaft sein.

Seit wann gibt es Start with a friend Austria?

In Deutschland wurde der Verein 2015 gegründet, wir in Österreich haben 2018 nachgezogen. Da das Konzept in Deutschland schon bestanden hat, haben wir es übernommen und konnten uns ziemlich schnell etablieren. In den zwei Jahren haben wir eine Community von 200 Leuten aufgebaut, insgesamt über 65 Tandems gestiftet, momentan aktiv sind um die 40 Tandems. Unser Team besteht aus bereits 25 Volunteers, die in den verschiedensten Bereichen engagiert sind.

Die Bildunterschrift zum Foto |

Diese Frage stellen sich zivilgesellschaftliche Initiativen oft: Wie kommt ihr zu Freiwilligen oder wie kommen sie zu euch?

Wir sind auf verschiedensten Online-Portalen aktiv, zum Beispiel Freiwillige für Wien und dem NGO Job-Portal. Hier finden uns die meisten Leute. Wir haben bereits erste Anfragen, die sich die ehrenamtliche Arbeit als Praktikum anrechnen lassen wollen, weil sie in einem wirtschaftlichen Bereich mit Fokus NGOs studieren.

Wie finanziert sich Start with a friend Austria?

Wir erhalten grundsätzlich keine Förderung, bekommen aber nun für ein Kleinprojekt eine Einzelförderung von der Stadt Wien. Dieses Projekt behandelt das Thema „Vorurteile abbauen und Vertrauen schaffen“. Sonst arbeiten wir alle ehrenamtlich.

Wie sind die Rückmeldungen von den geflüchteten Menschen und jenen, die das Tandem bilden?

Wir lernen jede Person, die sich bei uns anmeldet, persönlich kennen. Wir fragen die Erwartungen ab, was sind die Interessen und wir bleiben mit den Tandems immer in Kontakt. Die Rückmeldungen sind durchwegs positiv. Natürlich gibt es auch Tandems, die sich wieder verlaufen. Das ist aber ganz normal, dass jemand keine Zeit mehr hat oder sich anderen Lebensbereichen zuwendet. Viele Leute kommen auch zu unseren Stammtischen und Events.

Lisa und Bessi haben sich als Tandem gefunden. |

Ihr veranstaltet monatlich einen Stammtisch und weitere Events. Wie geht ihr aktuell mit der Covid-19 Situation um?

Wir hielten von Juli bis September unsere Stammtische im Freien ab, jetzt wird das wahrscheinlich nicht mehr gehen. Wir werden uns wieder online treffen, wie von März bis Juni, und versuchen so gut es geht auch online Kontakt zu halten. Während des Lockdown hatten wir einmal ein Wohnzimmerkonzert und ein Fitnesstraining zum Mitmachen über Zoom. Man muss einfach kreativ sein. Wir werden uns was einfallen lassen, damit unsere Community aktiv bleibt, auch wenn es nur online ist.

Möchtest du der Gesellschaft in Österreich noch etwas mitgeben hinsichtlich geflüchteten Menschen?

Start with a friend ist natürlich für eine offene Gesellschaft. Ich würde mir wünschen, dass sich mehr Leute melden, die noch wenig Kontakt zu Geflüchteten haben. Es geht um Austausch, und darum, Vorurteile und Angst abzubauen und sich mit den Personen zu beschäftigen, miteinander zu reden. So kommt man im Leben und in der Gesellschaft viel weiter.

Start with a friend Austria

Swaf ist offen für alle Interessierten ab 18 Jahre, ganz gleich welchen Status sie haben. Dadurch wird auch Geflüchteten, die noch im Asylverfahren und dadurch nur begrenzt an der österreichischen Gesellschaft teilhaben, die Möglichkeit gegeben mit Locals in Kontakt zu treten. Wie du bei Start with a friend Austria mitmachen kannst, findest du auf dieser Webseite: start-with-a-friend.at/mitmachen/

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