Crowdfunding

Telefonieren gegen die Einsamkeit

Einsamkeit ist ein wachsendes gesellschaftliches Problem in Österreich. Sie erzeugt chronischen Stress, der sich wiederum negativ auf die Gesundheit auswirkt. Sozial isolierte Menschen haben weniger Abwehrkräfte und sind anfälliger für Krankheiten. Um körperlich und psychisch gesund zu bleiben, sind soziale Kontakte enorm wichtig. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen isolieren sie vom Rest der Gesellschaft. Gerade kranke oder alte Menschen, die ohnehin bereits wenig soziale Kontakte haben, gehören zur Risikogruppe. Um sich zu schützen, bleiben sie zu Hause und können sich noch weniger mit anderen austauschen als bisher.

„Lass uns telefonieren!“

Diesem Umstand geschuldet hat Maria Ecker-Angerer im März 2020 die Initiative „Lass uns telefonieren!“ ins Leben gerufen. „Lass uns telefonieren!“ hilft Betroffenen, österreichweit neue Bekanntschaften zu knüpfen. Die Initiative spricht zwar hauptsächlich zwei Gruppen von Menschen an, im weiteren Sinne aber wiederum alle Menschen in unserer Gesellschaft. Auf der einen Seite Menschen, die sich alleine und einsam fühlen, die jemanden zum Reden haben wollen. Und auf der anderen Seite jene Personen, die kommunikativ sind, etwas Gutes tun und Menschen kennenlernen wollen. Für Maria Ecker-Angerer ist klar: „Einsamkeit ist ein sensibles Thema. Wer gibt schon gerne zu, dass er oder sie einsam ist?“ Daher können sich auch Betroffene untereinander austauschen und sich gegenseitig Halt geben. Vor allem kranke, ältere oder alleinlebende Menschen bleiben so im Austausch mit anderen und gewinnen ein Stück mehr Lebensfreude.

Einsamkeit wird nicht mit der Corona-Pandemie verschwinden.

Telefonkontakte quer durch ganz Österreich

Aktuell bestehen rund 20 Telefonkontakte in ganz Österreich, die von „Lass uns telefonieren!“ vermittelt wurden. Der Sommer verlief der Jahreszeit und der Corona-Situation angepasst sehr ruhig. Doch mit Herbstbeginn und wiederum stärkeren Einschränkungen bezüglich der Corona-Pandemie steigen die Anfragen – und dies glücklicherweise auch von freiwilligen Menschen, die sich als Telefonkontakt bereit erklären. Das Besondere an „Lass uns telefonieren!“ ist die Regelmäßigkeit, die redebedürftige Menschen erhalten. Die Telefonkontakte wechseln im Normalfall nicht. Hat sich ein Telefonpärchen gefunden, bleibt dieses auch bestehen. Außer es wünscht sich jemand einen anderen Kontakt.

Wie funktioniert „Lass uns telefonieren!“?

Interessierte können sich per Telefon oder E-Mail melden. Nach einem Erstgespräch mit dem Organisationsteam wird die Person an einen potenziellen Gesprächspartner oder eine Gesprächspartnerin vermittelt. Wichtig zu erwähnen: „Lass uns telefonieren!“ ist keine Krisenhotline. Weitere Informationen und die Kontaktdaten sind auf der Webseite der Initiative zu finden.

Wie geht es mit „Lass uns telefonieren!“ weiter?

Maria Ecker-Angerer will mit ihrer Initiative bewusst den Aufbau von langfristigen, qualitätsvollen Telefon-Freundschaften ermöglichen: „Die Initiative ‚Lass uns telefonieren!‘ war ursprünglich nur für die Corona-Krise gedacht. Für die Menschen war jedoch Einsamkeit auch ein Thema vor Corona und wird es nach Corona ebenso sein. Daher wollen wir etwas Beständiges aufbauen, haben einen Verein gegründet und versuchen über ein Crowdfunding-Projekt finanzielle Mittel zu erhalten. Einsamkeit wird nicht mit der Corona-Pandemie verschwinden.“

Maria Ecker-Angerer ist Historikerin, Pädagogin und Psychotherapeutin (in Ausbildung unter Supervision) und wohnhaft in Oberösterreich. In diesem Video-Gespräch spricht sie über freiwilliges Engagement, ihre Motivation und über die Initiative „Lass uns telefonieren!“.

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