Crowdfunding

Verein MUT: Warum die Hygiene von obdachlosen Menschen uns alle angeht

Die sechste Woche in Selbstisolation. Einige von uns gewöhnen sich langsam an das neue „Normal“ und andere wiederum kämpfen mit den Nerven. Es stimmt, dieser Ausnahmezustand, der durch die Corona-Pandemie bedingt ist, trifft uns alle. Und wir alle versuchen unser bestes, uns und unsere Liebsten zu schützen: Hände waschen, Abstand halten, zu Hause bleiben und stattdessen Videochats starten. Doch wir sitzen nicht alle im selben Boot. Wir alle sitzen zwar in irgendeinem Boot, das irgendwie durch die Krise navigiert, aber die Boote könnten nicht unterschiedlicher sein. Krisenzeiten zeigen nicht nur Ungleichheiten auf, sie verschärfen sie. Und Covid-19 macht hier keine Ausnahme.

Krisenzeiten zeigen nicht nur Ungleichheiten auf, sie verschärfen sie. Und Covid-19 macht hier keine Ausnahme.

Was für manche von uns selbstverständlich ist, ist es für andere nicht. Was tun, wenn man kein zu Hause hat, das man seins nennen kann oder man sich die sanitären Anlagen mit zig anderen teilen muss? Vor diesem Problem stehen bis zu 20.000 wohnungs- und obdachlose Menschen in Österreich. Obdachlose Menschen gehören zu einer besonders vulnerablen Gruppe. Durch das Fehlen von  Hygienemaßnahmen, Zugang zu Medizin und nahrhafter Nahrung ist das Immunsystem vieler stark beeinträchtigt. Ein Virus stellt für diese Menschen somit ein besonderes Risiko dar. Und durch die Ansteckungsgefahr dieses Virus geht die Hygieneversorgung obdachloser Mitmenschen uns alle etwas an.

Verein MUT versorgt obdachlose Mitmenschen mit Essen und Hygienetaschen

Wo das System versagt und der Sozialstaat die Lücken nicht mehr füllen kann, engagiert sich ein Gutteil der Zivilgesellschaft. Eine dieser Initiativen ist der Verein MUT. Seit dem Ausbruch des Covid-19 Virus verteilt er Hygienetaschen und Essen für obdach- und wohnungslose Menschen in diversen Tages- und Nachtstätten. Die Hygienetaschen sind befüllt mit Produkten wie Shampoo, Seife, Zahnbürste, Zahnpasta, Deo, Einweghandschuhe, Desinfektionsmittel, Mundschutz sowie Tampons und Binden für Damen. So soll zumindest ein Mindeststandard an notwendiger Hygiene unterstützt werden, um sich gesundheitlich schützen zu können.

Der Verein hat schnell auf die Krise reagiert und umstrukturiert. Auch wenn die Arbeit jetzt anders aussieht, eines ist klar: Der Verein MUT gibt seine Mission trotz Krise nicht auf. „Die soziale Arbeit hat sich um 180 Grad gewendet. Es ist kaum vorstellbar, doch vor wenigen Wochen stand der soziale Austausch mit den Klient*innen noch an oberster Stelle. Die Kontaktlosigkeit belastet sowohl die Helfer*innen, als auch die Hilfesuchenden“, erzählt Jill Barth. Jill ist für die Lebensmittelrettung und -verteilung zuständig. In den letzten Wochen verteilt sie nun auch Hygienetaschen – alles kontaktlos versteht sich. Auch wenn der direkte Kontakt nun wegfällt, eine freundliche Geste und das Gefühl von der Außenwelt nicht komplett im Stich gelassen zu werden, sind vor allem jetzt wertvoll. Die Sorge, dass die soziale Isolation die Psyche der Betroffenen stark belasten kann, bleibt trotzdem. Umso mehr freuen sich die Mitarbeiter*innen und Helfer*innen des Vereins auf die Zeit danach, wenn wieder mehr Face-to-Face Zwischenmenschlichkeit möglich sein wird. 

Sich gemeinsam der Verantwortung stellen

Die von MUT geleistete Arbeit ist nicht nur für Betroffene wichtig, sondern auch gesamtgesellschaftlich unverzichtbar. Wie gut wir die Coronakrise durchstehen, wird sich vor allem daran messen, wie sie die Vulnerabelsten unter uns durchlebt haben. Aus diesem Grund war es auch Respekt.net ein Anliegen, ein gemeinsames Crowdfunding-Projekt zu starten. Falls auch Du den Verein MUT in seiner Mission unterstützen möchtest, so kannst du es hier tun: www.respekt.net

Der wohltätige Verein MUT mit Sitz in Wien wurde 2005 von einem bunt durchgemischten Kollektiv aus engagierten Menschen ins Leben gerufen und leistet mittlerweile einen beträchtlichen Beitrag zum sozialen Gefüge in Wien. Das Team widmet sich Mensch und Tier und unterstützt sowohl im Alltag als auch in Notsituationen.

Im Mittelpunkt stehen die Obdachlosenhilfe mit dem Projekt „yes we care“, die Familien-Einrichtung als betreute Notunterkunft, die Lebensmittelrettung und -verteilung sowie der Veranstaltungsraum „open space“ beim Naschmarkt. Dabei zeichnet MUT eine unbürokratische, nachhaltige, effiziente und direkte Hilfe aus. Der Verein ist wirtschaftlich und politisch unabhängig und finanziert sich überwiegend aus Privatspendern.

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