Demokratie & Bürgerrechte

wahlorama: „Wir legen unseren Fokus auf junge Wähler*innen“

Drei Wochen vor der Nationalratswahl 2019 ging mit wahlorama.eu eine neue Wahlentscheidungshilfe online. Das Besondere daran: Die Fragen und Thesen sind von Jugendlichen ausgearbeitet worden.

Wir haben mit Dieter Ziernig, dem Organisator und Umsetzer von wahlorama.eu, über die Idee und mögliche Wahlentscheidungen gesprochen.

wahlorama.eu ist seit 8. September online. Was ist wahlorama eigentlich?

Wahlorama ist eine Wahlentscheidungshilfe zur Nationalratswahl 2019, die aus einer Idee von neuwal.com entstand und gemeinsam mit PolEdu umgesetzt wurde. Anhand von 21 Thesen können unsere User*innen so ihre eigene Positionen mit jenen der Parteien abgleichen. Daraus generiert Wahlorama ein Ergebnis, das zeigt, welche Partei der*dem User*in auf Basis ihrer*seiner Positionen am nächsten steht.

wahlorama besteht also aus 21 Thesen oder Fragen zur Wahl. Was ist das Besondere daran?

Wir legen unseren Fokus auf junge Wähler*innen. So wurden unsere 21 Thesen tatsächlich von Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren generiert. Diese Jugendlichen haben anschließend die Politiker*innen aller Parteien persönlich in Interviews zu den ersten zehn Fragen konfrontiert. Somit gelingt eine einfache und unkomplizierte Entscheidungshilfe, die sich sowohl thematisch als auch sprachlich an der Lebenswelt junger Menschen orientiert. Letztendlich ist dies ja eine sehr große Zielgruppe, die in der medialen Berichterstattung aber oft nicht gezielt berücksichtigt wird.

Die Zusammenarbeit mit den Parteien war überwiegend sehr gut.

Wie lange hat es gedauert, alle Thesen auszuarbeiten und Statements der Parteien einzuholen?

Wir haben die 21 Thesen in einem sehr genauen Prozess über mehrere Wochen ausgearbeitet, wobei zwei Workshops mit rund 25 Jugendlichen die Basis hierfür bildeten. Anschließend erhielten die Parteien diese Thesen mit der Bitte um ihre Positionierung, was auch alle Parteien rasch erledigt haben.

Wie war die generelle Resonanz der Parteien zu wahlorama?

Die Zusammenarbeit mit den Parteien war überwiegend sehr gut. So haben wir nicht nur die Statements und Positionierungen aller Parteien erhalten, sondern auch mit jeweils einer Politiker*in oder einem Politiker* ein persönliches Interview geführt. Somit können wir zum Großteil der Statements auch ein Video anbieten, indem eine Politiker*in der jeweiligen Partei einfach und klar die Position der Partei begründet.

Was ist der Unterschied zu anderen Wahlentscheidungshilfen, wie zum Beispiel wahlkabine.at?

Inzwischen gibt es ja einige Wahlentscheidungshilfen dieser Art und sie alle leisten zweifellos tolle Arbeit. Letztendlich haben all diese Entscheidungshilfen aber ein recht hohes Niveau und es mangelt an Möglichkeiten für junge Menschen. In unserem wahlorama-Team befinden sich auch mehrere Lehrkräfte, die dies auch selbst in ihrem Unterricht merkten, wenn sie bereits bestehende Wahlentscheidungshilfen mit ihren Schüler*innen durchspielten. Themen wie Finanztransaktionssteuern, CETA oder das Mercosur-Abkommen sind für Jugendliche einfach zu komplex und dazu haben sie oft keine Meinung. Darum möchten wir auf die Interessen der jungen Menschen eingehen und thematisieren beispielsweise ‘Fridays For Future’ oder ‘Studiengebühren’.

Wir legen unseren Fokus auf junge Wähler*innen.

Es wurde versucht, möglichst viele Bereiche mit einer Fragestellung abzudecken. Kann Ihrer Meinung nach das Ergebnis von wahlorama eine Änderung der persönlichen Wahlentscheidung bewirken oder bestätigen Ergebnisse höchstwahrscheinlich nur eine Tendenz zu einer Partei?

Personen, die den Zugang zu Wahlentscheidungshilfen finden, wissen oft schon sehr genau, zu welchen Parteien sie tendieren. wahlorama kann dabei helfen, das Bild von Parteien zu präzisieren und die Wahlentscheidung zu untermauern. Dabei hilft wahlorama: Einerseits durch die Darstellung aller bundesweit kandidierenden Parteien mit deren Positionen, die mit “optischen Berührungspunkt” in Form von Video-Interviews ergänzt werden. Finetuning bei der Wahlentscheidung kann bei der transparenten Darstellung aller Positionen erfolgen. Hier kommt es oft zu größeren Überraschungen und unterschiedlichen Sichtweisen.

Ich persönlich habe wahlorama ausprobiert und muss bestätigen, dass meine Tendenz ziemlich gut abgebildet wurde, war aber doch bei ein paar Thesen über die Positionen einiger Parteien überrascht. Was hat wahlorama selbst am meisten die Augen geöffnet oder überrascht?

Die Idee bei wahlorama ist, leichte Fragen zu stellen und leichte Antworten zu geben. Wir sind sehr dankbar, dass wir wahlorama mit Politiker*innen umsetzen konnten. Ziel von wahlorama war es, einen einfachen und leichten Zugang zu Politik und Themen zu geben. Spannend war zu beobachten, dass es nicht allen Politiker*innen gelungen ist, auf Augenhöhe der Jugendlichen zu antworten und wirklich leicht verständliche Antworten zu geben. Nachdenklich gemacht hat uns der Zugang der FPÖ, die es uns nicht einfach gemacht hat zu ihren Positionen und Antworten zu kommen.

Wie viele Menschen stecken hinter wahlorama?

Hinter wahlorama stecken die beiden Teams von neuwal.com und PolEdu – Politics & Education. Eine sehr spannende und unterschiedliche Gruppe aus Jugendlichen, Lehrkräften, Leuten aus der Wirtschaft und der digitalen Medienwelt.
Jugendliche von PolEdu haben in Workshops Fragen generiert und die Interviews sehr gut durchgeführt. Das Team von neuwal war für Idee, Produktgenerierung und Organisation zuständig und brachte die Idee in die digitale Welt.

Bleibt es bei der Webseite oder sind auch andere Aktionen von wahlorama geplant? Wird es wahlorama über die Nationalratswahl hinaus weiterhin geben und wird wahlorama auch bei anderen Wahlen zum Zug kommen?

Wir freuen uns, mit wahlorama.eu ein gemeinsames Produkt zur Politischen Bildung ins Leben gerufen zu haben. Wahlen gibt es immer. Wir freuen uns sehr, dass wir wahlorama umsetzen konnten. Mal sehen, was die Zukunft bringt.

wahlorama.eu

Als zusätzliche Wahlentscheidungshilfe startete wahlorama.eu im Spätsommer 2019 mitten in den Wahlkampf zur Nationalratswahl. Die Fragen und Thesen wurden von Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren ausgearbeitet, daraufhin stellten sich Politiker*innen diesen Fragen. Kurze Video-Statements erklären zusätzlich die Positionen der politischen Parteien.

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