Demokratie & Bürgerrechte

Wer, wenn nicht er – eine Rezension der Sebastian Kurz-Biographie

Es war ein lauer Herbstnachmittag, als das Telefon schrillte. Ich schreckte aus meinen tiefen Gedanken über dies und das, den Weltfrieden und Renaissance-Malerei hoch und hob ab. Denn so wurde ich erzogen. Am anderen Ende der Leitung waren die freundlichen Menschen von derdiedasrespekt.at. Wie es so Sitte ist in Wien palaverten wir über das politische Geschehen, bis spontan die Idee geboren wurde, ich sollte mir die Biographie von Sebastian Kurz, geschrieben von der Journalistin Judith Grohmann, durchlesen und sie rezensieren. Gesagt, getan.

Schon am nächsten Abend lehnte ich mich entspannt mit einer heißen Schokolade mit Halbfettmilch zurück und tauchte ein in die faszinierende Welt des bescheidenen Herren Kurz, der uns alle mit seiner Art in den vergangenen Jahren bezauberte.

Als Kind aus dem jungen Arbeiterbezirk Meidling im Waldviertel lernte Sebastian Kurz schon früh die Härten des Plattenbau-Bauernhof-Lebens kennen. Das lag auch daran, dass er im selben Jahr geboren wurde, als Kevin Spacey 27 Kerzen auf seinem Geburtstagskuchen ausblies. Seine Eltern erzogen ihn sehr liberal und lasen ihm Gute-Nacht-Geschichten vor, was sehr außergewöhnlich war. Im Gymnasium war Sebastian Kurz sowohl sehr gescheit als auch sehr cool. Einmal hat er sein Federpennal vom Tisch fallen lassen, ein Ereignis, an das sich seine Lehrer heute noch erinnern. Das zeigt auch, dass er ein ziemlicher Schlingel war. Er hob es wieder auf, denn seine Eltern haben ihm Manieren beigebracht.
Nach seiner turbulenten Zeit im Gymnasium, auf dem er auf akademischen Niveau ausgebildet wurde, nicht so wie in anderen Gymnasien, wo normale Menschen nur normale Ausbildungen erhielten, folgte er seiner Bestimmung. Sebastian Kurz tauchte voll jugendlichen Elans bei einer kleinen Organisation auf, die von Insidern JVP oder auch Junge Volkspartei genannt wurde. Egal, wo Sebastian Kurz auch war, er schaffte es immer sich Freunde zu machen. Komplexe politische Zusammenhänge verstand der schon als Baby hochintelligente Sebastian Kurz sofort. Bald scharten sich die begeisterten Massen der JVP Meidling-Waldviertel um ihn. Sein Studium musste er schon bald zurückstellen, da er an wichtigerer Stelle gebraucht wurde. Es ist eines von vielen Opfern, das der junge, begehrte Sebastian Kurz in seinem Leben für uns erbracht hat. Alsdann wurde er Obmann der neuen, stolzen und wieder erweckten JVP Wien. Unter ihm brachen goldene Zeiten an. Viele bedeutende Persönlichkeiten bezeugen das.

Egal, wo Sebastian Kurz auch war, er schaffte es immer sich Freunde zu machen.

Die Ehrlichkeit des Sebastian Kurz stellt etwas völlig Neues in der Politik dar. So betont er, in seiner unnachahmlichen Eloquenz, dass er nie Berufspolitiker werden möchte, weil man, wenn man finanziell abhängig ist, nicht ehrliche Politik machen kann. Er hat uns nie belogen. Bereits im Jahr 2009 rief aber ganz Österreich nach Sebastian Kurz, so dass er Obmann der JVP als Gesamtes wurde. Sein Drang, in dem Land, in dem er lebte alles zum Besseren zu verändern, war so überwältigend, dass er sich alsbald ans Werk machte. Doch damit nicht genug der steilen Karriere des begabten Sebastian Kurz. Politiker sind fad. Sebastian Kurz ist nicht fad. So ist es ein fast unerklärlicher Zufall, dass der gar nichts mit Politik zu tun haben wollende, Vorsitzende der JVP weiter Karriere machen konnte in der ÖVP. Urplötzlich war seine Stunde gekommen und er wurde Integrationsstaatssekretär. Als Kind aus dem Ghetto konnte er seine ganze Erfahrung trotz seiner jungen Jahre einbringen. Doch damit nicht genug, die Welt sehnte sich nach dem jungen adretten Mann und er durfte bald die Aufgabe übernehmen, Österreich als Außenminister zu dienen. Dabei flog er vor allem Economy, was seine bescheidene Erziehung unterstrich. Dann ereilte ihn schon wieder das Schicksal, als sich die Rot-Schwarze Stillstandsregierung von selbst in die Luft sprengte, ohne dass Sebastian Kurz wusste, wie ihm geschah. Demütig nahm er es auf sich, die Scherben einzusammeln und folgte dem sehr freiwillig abgetretenen Reinhold Mitterlehner als Chef der ÖVP. Kein Stein blieb auf dem Anderen, Hui.

Der Rest ist Geschichte. Der kleine große Bub aus dem jungen Arbeiterbezirk Meidling-Waldviertel sollte die Welt verändern, wie vor ihm kaum jemand. Stets bescheiden und am Boden geblieben brachte er große Opfer, damit Österreich die beste und kürzeste Regierung seiner Geschichte erleben durfte. Viele böse Mächte wollen eine Fortsetzung verhindern, aber Sebastian Kurz bleibt vor allem sich selbst treu. Er ist damit die prägende Figur des jungen Jahrhunderts und ein Typus neuer Politik des 21. Jahrhunderts. Wir dürfen uns glücklich schätzen, in seinem Abglanz zu wandeln.

Liebe Leser*innen, ich habe die Biographie gelesen, damit ihr es nicht müsst. Diese Zusammenfassung erspart euch 304 Seiten und gibt die Essenz wieder. Mehr muss man darüber auch nicht wissen. Und mehr muss man darüber auch nicht sagen.

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