Gleichberechtigung & Frauenrechte

Beim Essen kommen die Leut´zam!

Der Verein FOOTPRINT begleitet Betroffene von Frauenhandel und Gewalt mit Hilfe eines vielfältigen, kostenlosen Angebots auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Dabei wird besonders Wert darauf gelegt, die Angebote so niederschwellig wie möglich zu gestalten. Da FOOTPRINT ein Ort ist, an dem Frauen* und Mädchen* mit unterschiedlichen Erfahrungen zusammenkommen, gestaltet sich die Kommunikation aufgrund einer gewissen Sprachbarriere oftmals als schwierig. Wo eine gemeinsame Sprache fehlt, ist es daher umso wichtiger, nonverbale Kommunikationsweisen zu entdecken und zu mobilisieren. Nachdem der Wunsch gemeinsam zu kochen bereits seit geraumer Zeit bestand, wurde nach dem Umzug in die neuen Vereinsräumlichkeiten Anfang des Jahres schließlich das interkulturelle Kochprojekt „Creating Soul Food for Thought“ geschaffen. Die Idee hinter dem Projekt war, Frauen* und Mädchen* aus unterschiedlichen Herkunftsländern durch gemeinsames Kochen zusammenzubringen, ihnen in lockerer Atmosphäre das Deutschsprechen zu erleichtern und das gegenseitige kulturelle Verständnis zu fördern. Mithilfe eines Crowdfunding Projektes auf Respekt.net konnte die notwendige Finanzierung dafür aufgebracht werden.

Wo eine gemeinsame Sprache fehlt, ist es daher umso wichtiger, nonverbale Kommunikationsweisen zu entdecken und zu mobilisieren.

In der Arbeit mit betroffenen Frauen* und Mädchen* wurde immer wieder beobachtet, dass diese aufgrund ihrer traumatischen Erfahrungen oftmals auf gesellschaftlicher Ebene stark isoliert leben und in sich gekehrt sind. Weil Essen auch ein Faktor sozialer Inklusion ist, schien es daher passend, mit den Klient*innen gemeinsam ein Projekt zu initiieren, das sowohl ihre individuellen kulturellen Hintergründe einbindet, als auch zwischenmenschlich verbindend wirkt. Realisiert wurde das, indem die Teilnehmer*innen dazu eingeladen waren ihre Lieblingsrezepte mitzubringen und den jeweiligen Kochprozess anzuleiten. „Viele unserer Klient*innen haben aufgrund ihrer Vergangenheit das Vertrauen in sich selbst verloren. Aus Angst etwas ,,falsch‘‘ zu machen, geben sie die gesamte Verantwortung ab, was sie dann oft vielseitig handlungsunfähig macht und keineswegs bestärkt“, erzählt die Vereinsleiterin Mag.a Hannah-Isabella Gasser. Aus diesem Grund war es auch ein wesentliches Ziel des Projektes, die Teilnehmer*innen darin zu bestärken, Eigeninitiative zu ergreifen und Vertrauen in ihre Fähigkeiten zu haben. Das Anleiten eines Kochprozesses ermöglichte es, Hierarchien und Rollen zwischen „Betreuer*innen“ und „Klient*innen“ aufzubrechen und so eine Basis zu schaffen, die gegenseitiges voneinander Lernen fördert.

Aus Angst etwas ,,falsch‘‘ zu machen, geben sie die gesamte Verantwortung ab, was sie dann oft vielseitig handlungsunfähig macht und keineswegs bestärkt.

Wir freuen uns berichten zu können, dass das Projekt bei den Teilnehmer*innen auf durchwegs positive Resonanz stieß. Als im Anschluss das gemeinsam geschaffene Kochbuch ausgeteilt wurde, äußerten die Klient*innen den Wunsch auch künftig gemeinsam kochen zu wollen.

Anlässlich des Welthungertages ist es uns wichtig darauf aufmerksam zu machen, dass Gewalterfahrungen Auswirkungen auf verschiedene Lebensbereiche haben. Ausgrenzungserfahrungen, wie etwa geringe finanzielle Mittel, die Wohnsituation und wenige Bekanntschaften, tragen zu sozialer Exklusion bei. Mit unserem interkulturellen Kochprojekt „Creating Soul Food for Thought“ haben wir einen Raum für zwischenmenschliche Begegnungen geschaffen, der für alle zugänglich ist.

Diesen Artikel teilen

Facebook
Twitter
LinkedIn
WhatsApp
Email
Drucken