Demokratie & Bürgerrechte

Nachholbedarf: Transparenz im Journalismus

Der Journalismus gilt als vierte Säule der Demokratie, neben Exekutive, Judikative und Legislative. Journalistische Publikationen – seien sie im Print-Bereich, in Online-Medien oder im Rundfunk – tragen zur öffentlichen Meinungsbildung bei, indem sie die Gesellschaft mit Informationen versorgen. Journalist*innen entscheiden, wann, wie und mit welchen Neuigkeiten sie die Öffentlichkeit konfrontieren. Ebenso decken sie Skandale und Missstände meist aus Politik und Wirtschaft auf, ordnen aktuelle Themen in ein großes Ganzes ein und liefern Hintergrundinformationen. Dabei wird erwartet, dass die Redaktionen möglichst objektiv, unabhängig und sorgfältig ihrer Arbeit nachgehen.

Positive Berichterstattung wird erkauft

Die unabhängige Berichterstattung wird allerdings mit Versuchen der Einflussnahme behindert. Eine Studie des deutschen Ablegers der NGO Transparency International hat 2016 Korruptionsversuche im Journalismus offengelegt: Sie zeigt erstens, dass Korruption von den Journalist*innen sowohl wahrgenommen als auch persönlich erlebt werden. Unternehmen oder andere Akteure, über die journalistisch berichtet werden soll, versuchen beispielsweise mit Geschenken oder Einladungen, den*die Journalisten*in positiv zu beeinflussen.
Zweitens zeichnet sich auf der strukturellen Ebene der Medienhäuser eine zunehmende Instrumentalisierung des Journalismus ab. Die Grenze zwischen Redaktion und Anzeigenabteilung wird aufgrund zurückgehender Einnahmequellen verwässert. Sogenannte Kopplungsgeschäfte werden demnach vermehrt wahrgenommen: Anzeige gegen redaktionelle Berichterstattung.

Mit Leitlinien Transparenz fördern

Die genannten Praktiken haben für das publizistische Ansehen schwerwiegende Folgen. Insofern scheint es wichtig, die journalistische Arbeit transparenter zu gestalten. Mit Transparenz kann beispielsweise den Vorwürfen „Lügenpresse“ oder „Fake News“ den Wind aus den Segeln genommen werden. Dieser Meinung ist zumindest Transparency Deutschland und hat infolge Leitlinien für die journalistische Praxis verfasst. Die NGO will mit den sechs Vorschlägen und Handlungsempfehlungen eine transparente, unabhängige und objektive Berichterstattung fördern.

  1. Redaktionelle Unabhängigkeit von Verlags- und Anzeigeninteressenten: Die Redaktion soll finanziell sowie strategisch unabhängig von der Anzeigenabteilung sein. Bezahlte Inhalte sollen entsprechend gekennzeichnet werden.
  2. Offenlegung von strukturellen Abhängigkeiten: Verflechtungen, wie beispielsweise zwischen beruflichen und kommerziellen Interessen oder private Beziehungen zu Personen des öffentlichen Lebens, sollen frühzeitig vermieden oder transparent gemacht werden.
  3. Finanzielle und geldwerte Unterstützungen: Damit sich Leser*innen ein freies Urteil über einen Beitrag machen können, sollen sie über externe Mittel, die zur Berichterstellung herangezogen wurden, informiert werden.
  4. Nebentätigkeiten: Andere Einnahmequellen von Journalist*innen können eine sachliche und unabhängige Berichterstattung verhindern. Aufgrund dessen sollen diese ihre Tätigkeiten für Nicht-Medienunternehmen offenlegen.
  5. Annahme von Geschenken und geldwerten Vorteilen: Geschenke, die einen bestimmten Wert übersteigen, sollen abgelehnt werden. Außerdem sollen redaktionelle Inhalte oder Testberichte, die im Anschluss von Pressereisen entstanden sind, gekennzeichnet werden.  
  6. Code of Conduct: Ein Regelwerk, das von der Geschäftsführung sowie dem Vorstand formuliert wird, fördert die unabhängige und transparente journalistische Arbeit. Der Axel Springer Verlag hat einen solchen Code of Conduct formuliert.

Transparency International

Transparency International e. V. ist eine Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Berlin, die 1993 gegründet wurde. Die NGO hat zum Ziel, Korruption einzudämmen und zu bekämpfen. Der Dachverband Transparency International ist überwiegend in nationale Mitgliedsorganisationen aufgeteilt, die sich in ihren Heimatländern der Korruptionsbekämpfung widmen. Auch in Österreich gibt es einen Ableger der Dachorganisation: https://www.ti-austria.at/

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